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Dr. von Rosen Fachartikel Geschichten aus langjähriger Praxis
Naturheilkundliche Ratschläge aus der Landarztpraxis
Nachdem ich bisher hauptsächlich zu medizinischen Themen Stellung genommen habe, möchte ich hier einige Geschichten aus meiner langjährigen Praxis zum Besten geben, die in dieser Form bei den meisten Kollegen sicherlich nur noch selten auftreten werden.
Zuerst entsorge ich das gefährliche Werkzeug, sprach dann mit dem müden und etwas verwirrten Patienten und überzeugte ihn „wegen der guten Durchblutung“, sich eine Spritze, in diesem Falle Valium, geben zu lassen. Dies geschah und bald danach schlummerte er ruhig in seinem Sessel.
Als ich mit der Ehefrau anschließend noch ein paar Worte wechselte, meinte sie treuherzig: „Ich weiß ja, er kann nix dafür. Mein Hausarzt hat mir das erklärt er hat e‘ alt verbraucht Journalistenhirn. Er war nämlich über 20 Jahr Chefredakteur bei der Zeitung und da musst‘ er so viel schreibe und sich so viel aufrege.“ Mit dieser sehr weisen Erklärung des Hausarztes von dem alten verbrauchten Journalistenhirn konnte die alte Dame gut leben und die Probleme mit ihrem Ehemann ertragen.
Eines Tages sagt sie zu mir: „Herr Doktor, ich muss Ihnen was erzähl. Ich hab heut Morgen den Jungviehstall ausgemistet und ich bin net müd‘ geworn.“ Beneidenswert. Wer einmal Kuhmist im Garten verteilt hat, der kann ermessen, wie viel Arbeit im Ausmisten eines Stalles mit 7 Stück Jungvieh steckt . Und wer ist danach nicht müde?
Da ich weiß, dass in einem solchen Fall jede halbe Minute kostbar und eventuell lebensentscheidend ist, rase ich wie verrückt auf kurvenreicher Rhönstraße zu dem Patienten. Ich stürme mit der Notarzt-Tasche ins Haus. Da sitzt mein Patient ganz vergnügt bei einem Glas Bier am Tisch und strahlt mich an. Ich frage: „Alois, ich denke, eine Wespe hat Dich in den Hals gestochen.“ „Ja, natürlich“, antwortet er und zeigt auf eine Stelle mitten auf dem Brustbein. Erst war ich etwas ärgerlich, später habe ich mich amüsiert. Sicherlich könnte ich mich an diese Geschichte nicht mehr erinnern, wenn er wirklich in den Hals gestochen worden wäre.
Ich finde in einem großen Schlafraum eine Gruppe von ca. 20 jungen Männern. Natürlich denke ich zuerst an Drogen oder Alkohol, aber die jungen Leute versichern mir glaubhaft, sie wären „bündische Jugend“ und würden Alkohol, Zigaretten oder gar Drogen nicht anrühren. Der junge bewusstlose Patient hätte sich mit ihnen normal unterhalten, sich plötzlich hingelegt und sei bewusstlos gewesen. Sämtliches Rütteln und Schütteln habe keine auch nur die geringste Reaktion bei ihm ausgelöst.
Ich untersuche den jungen Mann, denke an Apoplex oder Hirnblutung, finde aber keine Auffälligkeiten. Er reagiert nicht auf Ansprechen, Augenöffnen oder schmerzhaftes Kneifen. Das einzige, was mich etwas irritierte: Die Augen reagieren auf Licht, „sie sehen nicht den Herd an“, sondern nach vorn.
Bevor ich den jungen Mann in die Klinik einweise, denke ich an den alten Chirurgensatz: „Schmerz ist das beste Analeptikum“. Ich entblöße ihm die Brust und schlage mit der flachen Hand mit alle Wucht auf die Brust. Sofort sieht man 5 rote Streifen von meinen Fingern. Keine Reaktion. Ich schlage wieder zu. Jetzt sind 10 Finger zu sehen. Wieder keine Reaktion. Ich schlage zum dritten Mal mit aller Kraft zu. Ich bemerke ein leichtes Zucken im Gesicht ich habe gewonnen. Nach mehrfachem Schütteln, Anrufen, Kneifen öffnet der „Behandelte“ langsam die Augen. Nach einigen Minuten ist er wieder einigermaßen ansprechbar.
Was war passiert? Der junge Mann hatte aufgrund einer Wanderung und lebhafter Diskussionen in den letzten Nächten kaum geschlafen. Nun war er plötzlich in einen Tiefstschlaf gefallen, aus dem er mit den üblichen Methoden nicht mehr erweckbar war. Erst mein brutales Eingreifen hatte diese Phase durchbrechen können. Ich bin sicher, dass keiner der umstehenden Jugendlichen diese Geschichte und den „total verrückten Doktor aus der Rhön“ vergessen hat.
Darauf die Schwiegertochter: „Gebbe Sie doch der Oma e‘ Erlösungsspritz!“ Da ich überrascht war und etwas zögerte, fügte sie hinzu: „Ich zahl’s Ihne auch privat.“ Obwohl meine Finanzlage als Kassenlandarzt natürlich immer etwas angespannt war, widerstand ich dem verlockenden Angebot. Gott sei Dank verstarb die Oma drei Tage später ohne zusätzliche Hilfe auf natürlichem Wege und das Problem hatte sich von selbst erledigt.
Es sind die skurilen Geschichten, die im Gedächtnis bleiben. Manchmal ist man anfangs etwas verärgert, wenn ein dringend angeforderter Hausbesuch sich als Bagatelle herausstellt. Später kann man immer nur darüber lachen und umso mehr, je häufiger man sie erzählt. Ich hoffe, dass Sie auch etwas darüber schmunzeln können.
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